Ich wurde am 8. Mai 1943 in Neumünster geboren als Sohn des Drogisten Johannes und seiner Ehefrau Marga. Wie oft habe ich genauso einen Lebenslauf begonnen und bin froh darüber, ihn heute in freier Gestaltung fortsetzen zu können. Die Geburts- „Stunde“ ist leider nur eine solche. 6:00 Uhr morgens, mehr an Genauigkeit hat die Befragung des Standesamtes nicht ergeben. Damit bin ich astrologisch Stier mit dem Aszendenten Stier, im HDS die rätselhafte Sphinx.
Wir waren und sind immer noch eine große Kinderschar von sechs Geschwistern, ich als einziges männliches Wesen an vorletzter Position.
Als Kind und Jugendlicher war ich stets bemüht, mich von der weiblichen Übermacht abzugrenzen. In Ermangelung eines echten alternativen Vorbildes gelang das nicht immer positiv. Dass ich so das Erlernen des Klavierspielens boykottiert habe, wurmt mich immer noch. Ich wurde Herrscher über Haus, Hof und Garten, musste aber auch das Katzenklo und das Kohlenschaufeln akzeptieren. Befreit war ich von Saubermachen, Backen und Kochen, letzteres auch eher ein Nachteil.
Meine Karriere als Schüler war glatt und unauffällig. Im geschlechtlichen Rollenverständnis damaliger Zeit und aus finanzieller Not lernten meine Schwestern etwas „Praktisches“, wie z.B. Drogistin. Ich dagegen habe Abitur gemacht und durfte studieren. Da ohnehin als Wehrpflichtiger eingezogen, beschloss ich zur Finanzierung des geplanten Chemiestudiums eine freiwillige Verpflichtung auf zwei Jahre. Verweigerung des Wehrdienstes war kein Thema für mein kleinbürgerliches Bewusstsein, statt dessen war Leutnant der Reserve das Ziel. Die Desillusionierung folgte auf dem Fuße. Entlassung als Unteroffizier und die Erfahrung, dass Uniformität nicht der menschlichen Natur entspricht und mir militärische Führungsqualitäten fehlen.
Es folgten zehn Jahre des Studiums der Chemie, begleitet von der Gründung einer Familie mit zwei Söhnen. In dieser Zeit begann eine Differenzierung. Weder wollte ich Karriere in der Industrie noch in der Hochschule machen, wie die meisten meiner Kommilitonen. Vordergründig wollte ich ein normales, sorgenfreies Leben führen; ein Haus bauen, einen Sohn zeugen und einen Apfelbaum pflanzen. Alles gelang wie im Bilderbuch, nur die Reihenfolge und die Anzahl waren anders. Hintergründig schwante mir, dass aufkommende Herzrhythmusstörungen mir einen anderen Weg zeigen wollten.
Seit 1975 habe ich genau 25 Jahre in der chemischen Industrie gearbeitet, davon 23 Jahre als Leiter des Labors für Forschung und Entwicklung von Fotochemiekalien. Es war ein Traumjob mit Rentengarantie. Bei üppigem Gehalt konnte ich mich wissenschaftlich „entwickeln“, genoss hohes Ansehen und habe Teile der Welt kennengelernt. Trotz der glatten Fassade empfand ich den Beruf nicht als Berufung. Die Rhythmusstörungen hatten sich längst dauerhaft manifestiert.
Im privaten Bereich zeigten sich Risse, provoziert durch meine Sehnsucht nach Selbstbestimmung jenseits der gesellschaftlichen und familiären Konventionen, denen ich so lange brav gefolgt war. Ich begann, aus meinem bisherigen Leben auszusteigen. Das Streben nach erneutem persönlichen Glück erzwang Selbsterkenntnis. Wer war dieses Ich und was kann es als Identität in eine Beziehung einbringen? In diesen Jahren der Suche bin ich durch das praktische Eintauchen in Yoga, Reiki, transzendentale Meditation und Familienaufstellungen vielen eigenen Facetten begegnet. Andere Themen habe ich im Grenzbereich zwischen Theorie und Praxis erlebt. Drei Abos von Zeitschriften mit ganzheitlichem, geistigem und spirituellem Anspruch nähren immer noch dieses Interesse an einer Welt, die der materiellen Chemie so konträr gegenüber steht.
Ich war endgültig zum Grenzgänger geworden. Der Boden war gut bereitet und die Einlassung in ganzheitliches Denken so intensiv, dass es darin eine neue Berufung zu entdecken gab. Altersmäßig bin ich mit 80 Lebensjahren bei den Oldies angekommen. Seit einigen Jahren bin ich 5-facher Großvater und habe auch wieder geheiratet unter Mithilfe des Human Design Systems als Kontaktbasis.
Im Mai 1997 stellte der Zufall eines Vortrages über das Human Design System die Weichen neu. Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich hatte die Brücke zur Verbindung meiner inneren Yin- und Yang-Welt gefunden, die bislang wie die beiden archetypischen Königskinder nicht zueinander kommen konnten. Dann ging alles sehr schnell. Reading, Ausbildung zum Analytiker und weiter zum Lehrer durch Martin Grassinger, Jürgen Saupe und Ra Uru Hu. Ja, ich wollte das HDS verbreiten und lehren, in der Gewissheit, das Universum würde mich nicht verhungern lassen. Meine Anstellung als Diplomchemiker habe ich zum Start des neuen Jahrtausends gekündigt, was mir viel Zuspruch und wenig Kopfschütteln eingebracht hat. Mein Versuch, einen Arbeitsvertrag für eine 18-monatige Beratertätigkeit mit einem Passus über HDS-Beratung von Mitarbeitern zu ergänzen, war dann aber doch zu forsch und erfolglos.
Altersmäßig bin ich im Lebensabschnitt der Rentner angekommen. Seit zwei Jahren bin ich zweifacher Großvater und habe auch wieder geheiratet unter Mithilfe des HDS als Kontaktbasis.
Meine zahlreiche Familie war mein erstes Übungsfeld. Vor zehn Jahren wurden Readings gehalten ohne Typ, Strategie und innere Autorität, dafür viele Details und in meinem Fall ohne Routine. Damit war im praktischen Leben nicht viel anzufangen. Dennoch hat sich daraus eine Autorität in Lebensfragen entwickelt, die ich real nie für möglich gehalten hätte, die mir aber in Träumen schon begegnet war, etwa als Busfahrer der Familie auf dem Weg zur Landeshauptstadt. Diese Autorität erwächst aus der Analyse oder Reaktion auf Situationen im Geist des HDS, nicht so sehr mit seiner Sprache.
Das HDS ist immer noch meine große spirituelle Liebe. Wir feiern 2023 gemeinsam silberne Hochzeit. Sie bestimmt mein Leben und meine Gedanken. Viele interessante Begegnungen und Freundschaften verdanke ich ihr genauso wie ein immer tiefer werdendes Verständnis von Menschsein. Suchende und Weisheit begegnen sich an meiner Tür. Und ich heiße sie beide willkommen.